Dorfromantik fühlt sich fast durchgehend belohnend an, weil permanent Aufträge erfüllt und nach jeder Partie neue Möglichkeiten freigeschaltet werden. Es macht deshalb in lockeren Runden und Familien immer wieder Spaß, auch als Einzelspiel außerhalb einer Kampagne. Für echte Strategiespieler fehlt ein wenig der Aufbau einer Maschinerie und die Langzeit-Herausforderung – als Einstieg oder für zwischendurch lassen aber auch sie sich begeistern. Ein würdiges Spiel des Jahres 2023.

Bilder zum Spiel

Ausführliche Bewertung

Die Grafik ist sehr schön und doch funktional gestaltet, so dass die einzelnen Bereiche sehr klar voneinander abgegrenzt sind. Nur selten ist der Übergang von Wiese zu Dorf nicht auf den ersten Blick zu unterscheiden. Man fühlt sich teils wie ein Segelflieger über einer sich ausbreitenden Landschaft.

Im Spiel bauen wir in jeder Partie immer mehr auf und ergänzen die Landschaft. Es wird nichts zerstört oder geht verloren. Es ist ein wenig „heile Welt“. Die gezogenen Aufträge sind immer erfüllbar, so dass es kein echtes Gewinnen und Verlieren gibt, nur die Frage, wie viel man dieses Mal aufbauen kann. Wenn man weniger Punkte als beim letzten Mal erreicht, erhält man trotzdem kleine Schritte auf dem Weg zum nächsten Kampganen-Bonus, so dass der Frustfaktor gering ist.

Dorfromantik ist von den Autoren ausdrücklich als in religiöser Hinsicht neutral konzipiert worden (Interview in Spielbox 04/2023, S. 20f). Es gibt keine Kirchen, Schreine oder sonstigen religiösen oder kultischen Gebäude. Trotzdem vermittelt das Spiel eine gewisse christliche Grundhaltung. Wir erschaffen etwas gemeinsam und nur mit guter Absprache können wir die Ziele erreichen.

Die Papp-Plättchen sind hochwertig und nutzen sich praktisch nicht ab. Das gleiche gilt für die kleinen Schachteln mit dem Zusatzmaterial. Die Ergebnisse einer Partie werden auf einem Wertungsblatt festgehalten und pro Kampagne ist ein weiteres Blatt erforderlich. Diese Blätter werden nach einmaligem Gebrauch entsorgt. Eine andere Lösung ist dafür aber nicht erkennbar, da bspw. abwischbare Tableaus nicht über eine längere Zeit beschrieben bleiben können, ohne Schaden zu nehmen.

Um erfolgreich zu sein, ist eine gute Absprache untereinander ebenso erforderlich wie eine gewisse Vorausplanung. Wenn ein Gebiet mit 5 Dorfplättchen ausliegt, sollte man kein weiteres mehr anlegen, bis der Auftrag für ein 6er Dorf gezogen wird, weil die Größe der Gebiete exakt erreicht werden muss und das gezogene Dorf-Aufragsplättchen als 7. Gebiet in diesem Dorf dann nicht mehr zur Erfüllung des Auftrags führen würde. Bestimmte Plättchen geben um so mehr Zusatzpunkte, je besser bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, bspw. möglichst viele passende Nachbarplättchen angelegt werden. Da muss man oft zwischen der berühmten Taube auf dem Dach und dem Spatz in der Hand entscheiden.

Über die gemeinsame Spielerfahrung und das bei kooperativen Spielen häufig anzutreffende Zusammengehörigkeitsgefühl hinaus fördert Dorfromantik Glauben und Beziehung zu Jesus nicht.

   Rezension von Stefan Risthaus

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